Erfahrungsbericht zur Radroute "Von Altenburg ins Kohrener Land"

05.04.2022

Über 50 Kilometer aus der Residenzstadt heraus, entlang großartiger Landschaften, kultureller Sehenswürdigkeiten und das ganz sportlich – das kann nur die Tour „Von Altenburg ins Kohrener Land“.

 

Fahrrad fahren… Man könnte es beschreiben als: In Bewegung sein, ohne mit den Füßen den Boden zu berühren und dazu sich mit Hilfe eigener Körperkraft von der Stelle zu bewegen. Wer sich ungebunden einmal durchs Altenburger Land bewegen will und mit Hilfe seiner eigenen Körperkraft ein Kulturhighlight nach dem anderen erradeln möchte, sollte die rote Route der Tourismusinformation Altenburger Land auf der Rad- und Wanderkarte in Angriff nehmen.

Über 50 Kilometer aus der Residenzstadt heraus, entlang großartiger Landschaften, kultureller Sehenswürdigkeiten und das ganz sportlich – das kann nur die Tour „Von Altenburg ins Kohrener Land“. Die Strecke ist für aktive Radfreunde geeignet. Sie enthält eine gute Mischung aus Anstiegen und Abfahrten.

Geplant, geradelt! Samstagmorgen und der große Teich im Herzen von Altenburg ist mein Startpunkt. Es ist schon einiges los auf der Brücke zum Inselzoo, wo über 80 Tierarten auf wissenshungrige Besucher warten und auch beim Tretbootverleih wird schon die eine oder andere Runde gedreht.

Ich fahre die Kastanienallee der Anlage hinunter und dann muss man die Radwegbeschilderung genau beachten, um auf den Paditzer Fußweg bzw. die Paditzer Straße zu gelangen. Recht fix kommt man auf diesem Weg aus der Stadt heraus, über eine Fahrradbrücke der Altenburger Ortsumgehung B93. Mein erstes Ziel ist das Schloss Ehrenberg, welches 1244 erstmals erwähnt wurde. Mittlerweile befindet sich die Anlage in Privatbesitz.

Anschließend will ich zur Hoffleischerei des Gutes Priefel. Doch so weit kann ich vorerst gar nicht fahren. Denn schon nach sieben Kilometern, inmitten einer Landstraße platzt mein Fahrradschlauch und ich habe einen Platten. Also laufe ich zum Gut und frage nach Hilfe, doch leider hat keiner einen brauchbaren Fahrradschlauch für mich. Ein Glück, dass ich jederzeit meine Eltern anrufen kann und diese mich überall retten. Also wichtiger Tipp an alle Fahrradfahrer: mindestens einen Ersatzschlauch fürs Fahrrad mitnehmen, um im Notfall ohne fremde Hilfe weiter radeln zu können.

Ich verharre eine Stunde am Familienbetrieb der Hoffleischerei. Grund genug sich etwas Leckeres zu gönnen. Frische Hühnereier, selbstgemachte Nudelprodukte und hauseigene Fleischwaren – die Theke sieht fantastisch aus. Ich gönne mir eine Fettbemme. Reifen repariert, dann kann die Tour fortgesetzt werden.

Ich fahre durch die Gemeinde Hauersdorf und weiter in den Leinawald. Unmittelbar neben dem Flugplatz Altenburg Nobitz findet sich Regional- und Technikgeschichte der ganz besonderen Art. Die Flugwelt Altenburg Nobitz ist ein eindrucksvolles Museum, denn schon von außen sieht man die faszinierenden Ausstellungsstücke auf einer großen Wiese stehen. Ein Flugzeug neben dem anderen ziert den Platz und trägt seine ganz eigenen Geschichten unter den Tragflächen. Aber ich will weiter durch den Leinawald zur Talsperre Schömbach. An Feldern, an Wiesen und an einigen Kuhherden und Anglern vorbei stehe ich fast am Wasser. Strahlend blauer Himmel begegnet strahlend blauem Wasser.

Nun fahre ich aus dem Altenburger Land heraus ins Kohrener Land und befinde mich in Sachsen. Ich trete in die Pedale auf der Route zur Burg Gnandstein, die schon von weitem über der gleichnamigen Ortschaft thront. Die Burg gilt als besterhaltene romanische Wehranlage Sachsens und entstammt aus dem 13 Jahrhundert. Sie beherbergt ein Museum mit vielfältigen Sammlungen und Ausstellungsstücken.

Nach diesem kulturellen Ausflug heißt es wieder: Ab in die Natur! Ich bin auf der Strecke in Richtung Frohburg unterwegs und steuere einen meiner Geheimtipps der roten Route an. Der Ort trägt den Namen „Eschefelder Teiche“. Strahlender Sonnenschein über dem Gewässer, dutzende weiße Schwäne und kleine Entenfamilien, rote Mohnblumen, Bäume und Büsche grenzen das Naturschutzgebiet von der Außenwelt ab. Ich mache eine Pause an der Naturschutzstation und am Teichhaus Eschefeld, bewundere das Insektenhotel und gönne mir ein Getränk und ein Stück selbstgemachten Kuchen im Biergarten der niedlichen Teichgaststätte. 

Vier Kilometer weiter mache ich gleich die nächste Rast, weil man am Badesee von Pahna einfach verweilen muss. Der See ist nicht nur ein wahres Spiele- und Freizeitparadies für Kinder, sondern auch ein Domizil für Camper und Aktivurlauber. Ich nutze die Gunst der Stunde, um mich abzukühlen. Der Erholungspark liegt inmitten eines naturbelassenen Waldgebietes, durch welches ich weiter nach Fockendorf radle. Dort steht eine große Backsteinhalle zu der ein Schild mit dem Aufdruck „Heimat- und Papiermuseum“ führt. Darin enthalten sind große Maschinen der einstigen Papierfabrik. Der Industriezweig wurde 1692 errichtet, indem mittels einer Papiermühle das Handwerk aufgenommen wurde. Doch woher kommt das Wasser, welches einst die Energie für die Papierproduktion lieferte?

Dazu schwinge ich mich wieder aufs Fahrrad und fahre nicht dem Abzweig der Pleiße entgegen, sondern der Talsperre Windischleuba. Dort kann man wunderbar mit dem Rad über den Staudamm sausen. Das Gebiet rund um die Talsperre ist voll mit Rad- und Wanderwegen. Auch ein Abstecher zum Wasserschloss Windeschleuba, welches nun eine Jugendherberge ist, kann unternommen werden.

 

Ich fahre aber direkt nach Altenburg. Entlang der Leipziger Straße geht es zurück in die Stadt. Dabei komme ich an mehreren Wahrzeichen der Skatstadt vorüber. Zum einen düse ich an der Spielkartenfabrik vorbei, zum anderen grüße ich das Mauritianum, das Lindenau-Museum und das Residenzschloss zu meiner linken Seite. Im unteren Schlossgarten befindet sich ein Spielplatz, während meiner Radtour voller spielender Kinder. Dann biege ich in die Wallstraße ein, jetzt heißt es für mich Endspurt. Das Kino „Capitol“ am großen Teich kommt in Sichtweite und mittlerweile habe ich die Marke von 50 Kilometern geknackt. Wie zu Beginn meiner Reise fahre ich die Kastanienallee entlang, während am Ende des Teiches die Sonne über den Bäumen langsam unter zu gehen scheint.

Ein sportlicher Tag geht zu Ende. Er hat holprig mit einem Platten angefangen und wurde immer schöner und idyllischer von Ausflugsziel zu Ausflugsziel. Attraktionen und Rastplätze gab es mehr als genug. Viele andere Radfahrer sind mir begegnet, die eine ähnliche Route gefahren sind. Natürlich ist die rote Strecke nur eine Empfehlung. Man kann hin und wieder eine Abkürzung nehmen und ganz eigene Gefilde entdecken, aber es ist dennoch ein schöner Wegweiser für einen angenehmen Ausflugstag.

Liebe Grüße, eure Eva

Foto: ©LVDG, Simon Büttner