Erfahrungsbericht zur Radroute "Radtour „Von Altenburg ins Schnaudertal“

03.01.2021

Ein Erfahrungsbericht von Sandra Adam


 

„Beim Fahrradfahren geht es um Bewegung und Freiheit, auf dem Fahrrad fühlt man sich ungebunden, ja fast autonom“, so Ralf Hütter, Musiker und Gründungsmitglied von Kraftwerk. Bei meiner Tour ins Schnaudertal habe ich mich genauso gefühlt: frei, ungebunden, glücklich. Für mich hat es sich wie Urlaub angefühlt, Urlaub in meiner Heimat, dem Altenburger Land. Die etwa 32 Kilometer lange, lila-pinke Strecke durch das Schnaudertal enthält eine gute Mischung aus leichten Anstiegen und Abfahrten und eignet sich durchaus auch für Familien mit Kindern. Zu einem Großteil sind die Wege asphaltiert. Durch eine reizvolle Landschaft mit den typischen Altenburger Vierseithöfen führt die Tour entlang der Schnauder und durch die Wälder bis hin zum Naherholungsgebiet Hainbergsee. Orientiert habe ich mich während meiner Fahrt an der Karte „Rad- und Wanderwege“, die die Tourismusinformation Altenburger Land herausgegeben hat. Hier werden sieben verschiedene Radtouren zu unterschiedlichen Themen beschrieben.

Ich starte in der Spielkartenstadt Altenburg, lasse den Stadtverkehr hinter mir und begebe mich auf den Weg in Richtung Oberlödla. Die Fahrt führt vorbei an Feldern, die zum Teil bereits abgeerntet waren, bei anderen wurde das Getreide gerade mit dem Mähdrescher gemäht. Auf halber Strecke des Grüntales, so heißt der Weg von Altenburg nach Oberlödla umgangssprachlich, habe ich einen wundervollen Blick auf Teile der Stadt Altenburg. Von Oberlödla aus fahre ich weiter über den Wieseberg hinab in Richtung Monstab. Bereits vom Wieseberg aus kann ich die Hopfenfelder in Monstab sehen. Hier wird der Elbe-Saale-Hopfen, den die Altenburger Brauerei zum Brauen ihrer Biere verwendet, angebaut. Am Ende des kurzen Berges, der vom Wieseberg ins Tal führt, lege ich eine Pause ein. Ein idyllisches Plätzchen im Schatten habe ich gefunden, mit einer Bank und einem herrlichen Blick ins Grüne. So lässt es sich aushalten. Ich genieße die Ruhe und das leise Plätschern des Wassers im Hintergrund.

Ab jetzt reiht sich Dorf an Dorf. Von Weitem tauchen zuerst die Spitzen der Kirchen auf, dann Vierseitenhöfe, Häuser, Baumgruppen und vieles mehr. Über Monstab geht es weiter nach Großröda und Eugenschacht in Richtung Kleinröda. Großröda gehörte einst zum Meuselwitz-Altenburger Braunkohlerevier. Die Tiefbaugrube Eugenschacht, nördlich und westlich von Großröda gelegen, war bis 1960 in Betrieb. Heute zeugen die Gebäude der Brikettfabrik Eugenschacht noch vom Abbau der Braunkohle in diesem Gebiet.

Auf meiner Fahrt in Richtung Meuselwitz habe ich auf der Strecke zwischen dem Abzweig nach Kleinröda und Neupoderschau einen Blick auf das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig und das City-Hochhaus Leipzig erhaschen können. Voraussetzung dafür ist gutes Wetter und eine extrem gute Sicht. Von hier aus fahre ich weiter auf dem Fahrradweg nach Neupoderschau. Direkt am Ortseingang biege ich nach rechts ab, fahre bis nach Altpoderschau, biege links ab und fahre einen asphaltierten Landwirtschaftsweg entlang. Ich rolle die Strecke bis zum Ortseingang Meuselwitz, der wie ein „Hintereingang“ zur Stadt anmutet. Kurz vor dem ersten Haus endet der sehr gut ausgebaute Weg und geht über in einen Schotterweg, der nach ein paar Metern wieder in Asphalt übergeht.

Ich steuere den Hainbergsee an. Da es noch früh am Morgen ist, ist es mir zum Baden noch etwas zu kühl. Ich mache eine kurze Pause auf einer Bank mit Blick auf den idyllischen See. Es herrscht absolute Ruhe, kein Mensch ist weit und breit zu sehen. Ich genieße das Zwitschern der Vögel und lehne mich entspannt zurück. Wer möchte, kann den See zu Fuß oder auch mit dem Rad umrunden, im See schwimmen oder am Sandstrand ein Sonnenbad nehmen. Für Barfußfans gibt es Am Ufer des Sees einen Barfußpfad.


 

Mein zweiter Haltepunkt in Meuselwitz ist der Lokschuppen. Hier startet und endet die Kohlebahn und zugleich befindet sich hier auch der Sitz vom Verein Kohlebahnen e.V.. Ich habe die Abfahrt der Kohlebahn um nur wenige Sekunden verpasst. Schade!  Aber ich will ja ohnehin weiter mit meinem Radl fahren. Nur hätte ich gern ein paar Bilder gemacht und die Abfahrt gesehen. Ich sehe mich auf dem Bahnhofsgelände um. Hier befindet sich auch das technische Museum mit einem großen Freigelände, vielen technischen Anlagen, bergmännischen Exponaten, Dokumenten und historischen Zügen. Ausstellungen mit mehr als einhundertjähriger Geschichte des Braunkohlebergbaus in unserer Region sind auf dem Gelände zu sehen. Regelmäßig am Sonntag verkehrt die Kohlebahn von Meuselwitz durch das Schnaudertal bis nach Haselbach, zur Westernstadt und zurück. Ein Geheimtipp, nicht nur für Bahn-Freunde & Kinder! Übrigens, könnt ihr Eure Räder, z. B. für eine Tour rund um den Haselbacher See oder für die eigene Rückfahrt mitnehmen. 

Ich nehme meine Fahrt wieder auf und mache mich auf den Weg in Richtung Zentrum. Rund um die Martinskirche in Meuselwitz, die direkt auf dem Marktplatz steht, herrscht heute buntes Markttreiben. Neben Blumen, Obst & Gemüse, Fleisch- und Wurstwaren können auch Schuhe und Kleidungsstücke erworben werden. Ich entscheide mich für eine kurze Pause und esse im Eiscafé Milano ein Eis. Das war die richtige Entscheidung! Von hier aus fahre ich weiter zum Seckendorff-Park, der sehr schön gepflegt ist. Hier befindet sich auch die Orangerie. Das historische Gebäude wurde einst im Barockstil errichtet, vermutlich nach dem Vorbild des Dresdner Zwingers. Heute kann der Ostflügel der Orangerie für Feierlichkeiten angemietet werden. Ich gehe um die Orangerie herum. Hier fließt die Schnauder, die der heutigen Tour ihren Namen gibt. Für Familien mit Kindern empfiehlt sich ein Stopp am Spielplatz im Park. Klettergerüst, Rutsche, Schaukel und weitere Geräte laden zum Spielen und Entdecken ein.


 

Mein nächstes Ziel ist Waltersdorf. Ich schlengele mich aus der Stadt heraus, überquere noch einmal die Bahngleise der Kohlebahn und fahre auf dem wunderschön asphaltierten Radweg, gesäumt von Obstbäumen, nach Heukendorf. Hier gibt es die im Altenburger Land typischen Vierseitenhöfe. Ich rolle weiter nach Pflichtendorf, einem Ortsteil der Gemeinde Wintersdorf und überquere die Zirndorfer Straße, die direkt in den Ort führt. Auf dem asphaltierten, landwirtschaftlichen Weg umfahre ich Wintersdorf komplett. Am Ende der Straße biege ich nach rechts und fahre für circa 300 Meter auf der Hauptstraße in Richtung Lehma/ Gerstenberg, bevor ich wieder rechts auf die Dorfstraße nach Waltersdorf abbiege. Ich radele in den beschaulichen Ort, vorbei an den für das Altenburger Land typischen Vierseitenhöfen und schönen Einfamilienhäusern. Immer geradeaus geht es über Neubraunshain weiter nach Lehma. Ein schöner, asphaltierter Weg, gesäumt von Birnen- und Apfelbäumen. Ich mache eine kurze Pause und pflücke mir eine Birne, die ich gleich vor Ort esse und betrachte dabei die Ernte auf den Feldern.

Der Streckenverlauf sieht die Weiterfahrt nach Gerstenberg vor. Da ich noch ausreichend Zeit habe, entscheide ich mich, meine Tour etwas zu erweitern und meine Mittagspause in der Gaststätte „Am Stausee“ in Fockendorf zu verbringen. Dafür biege ich in Lehma links ab und fahre über Trebanz in Richtung Treben. Kurz vor Treben biege ich rechts ab und fahre über einen Feldweg bis zur Bundesstraße B 93. Diese überquere ich, fahre durch Primmelwitz und biege links auf den Fahrradweg in Richtung Altenburg/ Fockendorf. Bis zu meinem Ziel ist es nicht mehr weit, ich rolle den Berg hinunter, überquere die Staumauer, biege nach links und steuere direkt auf die Gaststätte zu. Diese ist um die Mittagszeit bereits gut gefüllt. Ich genieße meine Mittagspause in der Sonne und lasse mir das Essen und ein kühles Altenburger Radler schmecken. Anschließend trete ich kräftig in die Pedale, über die Staumauer, den Berg hinaus auf den Fahrradweg biege ich links ab in Richtung Altenburg. Der Radweg verläuft hier parallel zur Bundesstraße B 93. Am Ortseingang Zschachelwitz überquere ich diese und fahre den Landwirtschaftsweg entlang nach Richtung Pöschwitz und von hier aus weiter nach Gerstenberg. Ich biege auf die Hauptstraße und nehme meine ursprüngliche Route, die mich nach Knau bringt, wieder auf. In den meisten Dörfern sehe ich kaum einen Menschen, der hier wohnt. Nur vereinzelt sind Anwohner in ihren Gärten und pflegen diese oder bauen an ihren Häusern und in den Höfen.

Am Spielplatz in Knau verweile ich auf einer Bank unter einem Baum. Besonders für Familien mit Kindern lohnt eine Pause an dieser Stelle. Die Kleinen können sich hier nach Herzenslust austoben. Für eine Einkehr empfehle ich einen Abstecher in die Gaststätte „Zur Leimrute“, die auch über einen Biergarten verfügt. Übrigens wird hier an den Wochenenden selbst gebackener Kuchen angeboten. Über die Landstraße nehme ich Kurs auf Altenburg, biege rechts auf die Kauerndorfer Allee und an der Kreuzung links auf die Offenburger Allee. Mein Ziel ist die Altenburger Brauerei. Seit 1871 wird hier Braukunst betrieben. Das Familienunternehmen wurde für diese bereits mehrfach mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. Übrigens sind hier, auf Anfrage, exklusive Bier-Tastings, Führungen und Verkostungen möglich.


 

Von der Brauerei fahre ich weiter ins Zentrum von Altenburg und bin an meinem Start- und Zielpunkt angekommen. Hier gibt es viele Möglichkeiten auf (kulturelle) Entdeckungsreise zu gehen. Das Residenzschloss, das Naturkundemuseum Mauritianum, der Historische Friseursalon, der Botanische Erlebnisgarten oder das Labyrinthehaus sind nur einige Beispiele dafür.

Die Route ist eine Empfehlung für Euch, die jederzeit erweitert oder verkürzt werden kann.

Ich wünsche Euch viel Spaß bei der Tour! Genießt das Altenburger Land auf dem Rad - es lohnt sich!

 

Liebe Grüße, eure Sandra