Eine Zeitreise von der Klassik bis in die Moderne

Das perfekte Wochenende in Weimar

„Nach Weimar zieht es die Deutschen gewaltig hin; es ist auch einzig in der ganzen Geschichte“ schrieb einst der Komponist Robert Schumann. Auch heute ist die Thüringer Kulturmetropole Pflichtprogramm für Kulturinteressierte aus Deutschland und aus aller Welt.

Freitag: Salve - sei gegrüßt!  

Nach einer bequemen Anreise per Auto oder Zug heißt die Kulturhauptstadt Europas 1999 seine Gäste willkommen. Die Auswahl eines passenden Quartiers in der historischen Innenstadt fällt aufgrund der Vielzahl an Übernachtungsmöglichkeiten nicht leicht. Ob im feinsinnigen Traditionshaus Elephant, im renommierten Dorint am Goethepark, im eleganten Leonardo Hotel, im ehrwürdigen Grand Hotel Russischer Hof oder ein Aufenthalt im Boutiquehotel Schillerhof mit seiner zeitgenössischen Hommage an das 19. Jahrhundert: Sie alle bieten einzigartigen und barrierefreien Komfort und sind der perfekte Ausgangspunkt. 


Wie wäre es, das Weimar-Wochenende mit einer individuellen Führung einzuläuten. Der zertifizierte Stadtführer Olaf Sundhaus holt seine Gäste am Hotel ab und führt mit einem ersten Überblick in die Zeitreise ein. Auf kurzen Wegen geht es zu besonderen Orten des klassischen Weimar, wo fundierte Hintergrundinformationen und spannende Anekdoten im persönlichen Gespräch erzählt werden. Wer möchte, bekommt eine Empfehlung, wo es sich bequem und in stilvollem Ambiente zu Abend essen lässt. Nicht nur die genannten Hotels bieten authentische Gerichte aus Thüringen oder feinste internationale Küche.

 

Klassisches Weimar
Das Ensemble „Klassisches Weimar“ stellt ein einzigartiges Zeugnis der Kulturepoche „Weimarer Klassik“ dar. 1998 wurden zwölf Denkmäler der Stadt in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen, deren besonderer Wert sich aus der Verbindung von historischem Geschehen, baulicher Darstellung und authentischer Ausstattung begründet. Ausschlaggebend war die einmalige kunsthistorische Bedeutung öffentlicher und privater Gebäude und Parklandschaften aus der Blütezeit des klassischen Weimar und der Rolle als Geisteszentrum des intellektuellen Lebens in Deutschland. Die Orte, an denen Dichter und Gelehrte wie Goethe, Schiller und Herder im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert gewirkt hatten, lassen bei einem Besuch die Bedeutung und Aura Weimars in dieser Zeit ganz hervorragend nachempfinden.

 

Samstag: Europäische Kulturgeschichte mit Weimarer Klassikern 

Der Samstag ist der Weimarer Klassik mit ihren faszinierenden Details gewidmet. Stätten wie die Herzogin Anna Amalia Bibliothek erzählen vom Zeitgeist einer Ära, in der sich höfische und bürgerliche Kultur mischten. Es entstanden bedeutende literarische Werke, geprägt von Weltoffenheit und humanistischem Streben. Auch der Bestand der Bibliothek, für den Johann Wolfgang von Goethe 35 Jahre lang als Oberaufsicht verantwortlich war, zeugt davon. Den Samstagvormittag verbringt man daher am besten mit einem ausführlichen Besuch der historischen Bibliothek und ihrem berühmten Rokokosaal. Aus konservatorischen Gründen ist die Besucheranzahl limitiert und daher eine rechtzeitige Buchung nötig. Die ist online möglich. Aber auch die Tourist-Information Weimar und die Kasse an der Bibliothek helfen gerne weiter, wenn es darum geht, eines der begehrten Tickets zu bekommen.

Phoenix aus der Asche: Herzogin Anna Amalia Bibliothek
Die 1691 von Herzog Wilhelm Ernst gegründete Bibliothek gehört mit ihren kostbaren Büchern, Büsten und Gemälden zu den schönsten Bibliotheksräumen Europas. Umso größer das öffentliche Entsetzen, als am 02.09.2004 das schlossartige Gebäude drei Tage lang brannte. 50.000 Bücher wurden vernichtet, weitere 62.000 beschädigt. 28.000 „Aschebücher“ konnten durch die Beteiligung von 27 Restaurierungswerkstätten aus ganz Europa gerettet werden. Der über drei Stockwerke reichende Rokokosaal wurde wieder im alten Glanz hergestellt und ein eigener Ausstellungsbereich widmet sich der Restaurierung der Bücher.

 

 

Nach diesem eindrücklichen Besuch bietet sich auf dem historischen Marktplatz im Weimarer Zentrum eine Pause an. Es ist dieser Mix an Beschaulichkeit und buntem Treiben, das dem Marktplatz seinen typisch Weimarischen Charme verleiht. Hier lässt sich bei Bedarf zur Mittagszeit ganz hervorragend die berühmte Thüringer Rostbratwurst verkosten. Hier hat die Tourist Information Weimar ihr Zuhause. Ein Besuch lohnt sich, nicht nur wegen der nützlichen Informationen, die die Mitarbeiter bereithalten. Sie kennen ihre Stadt am besten und helfen sie zu erkunden - vom Stadtplan bis zu Tickets für einen Abend im Deutschen Nationaltheater, Künstlergarten, in der weimarhalle oder für eines der Kleinkunstangebote, die es reichlich in der Stadt gibt.

 

Unser Tipp.
Die App Weimar+

Die App Weimar+ ist die ideale Begleitung für die Zeit in Weimar, egal ob ein Spaziergang durch die Stadt und den angrenzenden Park an der Ilm, eine Tour durchs Bauhaus- oder durchs Neue Museum. Mit der App wird´s unterhaltsam und informativ gleichermaßen. Nicht nur vor Ort. Wer in den prachtvollen und aus konservatorischen Gründen nicht zugänglichen Bänden des Rokokosaals schmökern möchte, kann AR-Anwendung "Aufgeschlagen!" die historischen Bücher digital aus den Regalen nehmen und die Inhalte bewundern. Aus dem Park an der Ilm wird ein Geschichts- und Erlebnisort, aus einem Flanieren auf den Parkwegen ein Audiowalk. Jedem Ort im Park ist ein kleines, kurzweiliges und informatives Hörspiel zugedacht. So wird der Park an der Ilm zu einem Ort für alle Sinne.

 

Goethe gehört zweifelsohne zu den größten Persönlichkeiten Weimars. Ein Besuch des ihm gewidmeten Nationalmuseums ist daher ein Klassiker und am Nachmittag ein Muss. Hinsichtlich der Barrierefreiheit sollte man wissen: Goethes Wohnhaus ist über schmale Türen und enge Treppen zugänglich. Die umfangreiche Dauerausstellung „Lebensfluten – Tatensturm“ im Anbau ist hingegen ebenerdig zu besichtigen. Hier werden originale Einrichtungs- und Sammlungsgegenstände gezeigt, die Goethes Vielschichtigkeit über sein literarisches Schaffen hinaus verdeutlichen. Nach Sturm und Drang klingt der Nachmittag gemütlich aus. Kleine Gassen und Plätze bieten beste Weimarer Aufenthaltsqualität. Im Sommer und bei schönem Wetter weht fast ein Hauch von Italien durch die Stadt, wenn Besucher und Einheimische bei einem Cappuccino das gemütliche Treiben am Frauenplan beobachten – das muss Weimar Flair sein! Beschaulich geht es auch im Erbenhof zu, wo der ruhige Innenhof zum Verweilen und die Hofbäckerei zum Naschen einladen.

Der Park an der Ilm begeistert Flaneure, die die gartenkünstlerischen Ideen Herzogs Carl August und Goethes bewundern möchten oder einfach Freude an einer gehörigen Portion Grün in der Stadt haben. Ein Blick auf des Dichters Gartenhaus, das Römische Haus und das Tempelherrenbauwerk vermittelt einen Eindruck des 48 ha großen Landschaftsparks, der sich zwar mitten durch die Stadt zieht, aber doch auch am Rande der Altstadt gelegen ist. Beim abendlichen Dinner oder an der Hotelbar lässt sich entspannt auf den Tag und die Begegnungen mit den Weimarer Klassikern in bester Gesellschaft zurückblicken.

 

Sonntag: Unterwegs im Quartier der Weimarer Moderne

Nach dem gemütlichen Frühstück steht der Sonntag unter dem Eindruck der Moderne. Es geht in das neue Weimarer Kulturquartier, das 2019 mit dem neu eröffneten Bauhaus-Museum Weimar entstand und den Bogen vom ausgehenden 19. Jahrhundert über die ambivalente Historie der Moderne bis hin zur Gegenwart spannt. 

Quartier Weimarer Moderne
In direkter Nachbarschaft treffen verschiedene historische Stätten und Erinnerungsorte der Moderne aufeinander: das Museum Neues Weimar als ehemaliges Großherzogliches Museum, die „Grün-, Kultur- und Sportachse“ als ein Kulturprojekt der Weimarer Republik, das „Gauforum“ der Nationalsozialisten mit den Ausstellungen zum Erbe des Dritten Reiches und zum Thema Zwangsarbeit, der „Lange Jakob“ als ein in den 1970er Jahren entstandenes Studentenwohnheim der DDR, die Rauminstallation „Konzert für Buchenwald“ der Künstlerin Rebecca Horn, das von der Berliner Architektin Heike Hanada entworfene Bauhaus-Museum Weimar und das Haus der Weimarer Republik am Theaterplatz.

 

Der Vormittag beginnt zunächst mit dem Besuch des Museums Neues Weimar, das zu einem der ersten deutschen Museumsbauten zählt. Nach 50-jährigem Leerstand wurde das Museum in den ursprünglichen Bauzustand versetzt, erweitert und 1999 wiedereröffnet. Die Dauerausstellung von 2019 im beeindruckenden Neorenaissancebau bietet eine hervorragende Grundlage, die Vorläufer des Bauhauses, u.a. mit van de Velde, Harry Graf Kessler und Nietzsche, zu ergründen. Hier werden jene zeit- und kulturgeschichtlichen Hintergründe erhellt, die die gerühmten Lehrkonzepte und frühen Gestaltungsansätze von Gropius und seinen Mitstreitern vorbereiteten. Die Museumswerkstatt lädt Besucher im Rahmen bestimmter Termine zum handwerklichen Arbeiten ein, z.B. im Buchbindehandwerk oder in der Holzbearbeitung.


Nomen est omen gilt anschließend beim Besuch des Café Kunstpause im Bauhaus-Museum Weimar. Zwischen den Ausstellungen gelegen ist es der ideale Ort für eine kulinarische Unterbrechung. So bietet das im Bauhaus-Stil gestaltete Café nicht nur eine Stärkung im stilvollen Ambiente, sondern auch einen tollen Ausblick in den Weimarhallenpark - bei schönem Wetter auch von der Terrasse.
Das Bauhaus-Museum Weimar präsentiert in einem großen hellgrauen Betonkubus die Schätze der weltweit ältesten Bauhaus-Sammlung. Als Ort der offenen Begegnung und Diskussion erinnert es an die frühe Phase der bedeutendsten Design- und Kunstschule des 20. Jahrhunderts.  Die Ausstellung „Das Bauhaus kommt aus Weimar“ verknüpft die Geschichte und Gestaltungsvorschläge des Bauhauses mit Fragen zur Lebensgestaltung von Heute und Morgen. Beim Besuch lässt sich gut nachvollziehen, dass das Bauhaus ein Experimentierfeld auf den Gebieten der Kunst, des Designs, der Architektur und Pädagogik war. Beeindruckend, wie lebendig und nah die Produkte und Ideen von vor 100 Jahren uns heute noch erscheinen.

Bevor diese Weimarer Zeitreise sich dem Ende neigt und die Abreise das perfekte Wochenende beschließt, bietet der Museumsshop nochmal die Chance, Bücher, Geschenke oder einfach nur Erinnerungen aus der Weimarer Moderne mit nach Hause zu nehmen.

 

Titelbild und Fotos: ©Florian Trykowski, Thüringer Tourismus GmbH

 

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