Wo Berghexen und Himmelsziegen durch die Lüfte jagen

Fernwanderweg DER HOCHRHÖNER®

Die Thüringer Variante des Drei-Länder-Premiumwanderwegs DER HOCHRHÖNER schlängelt sich durch malerische Landstriche im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön, das zu den drei größten in Deutschland gehört. Die Weitblicke in diesem ursprünglichen, von Vulkanbergen durchzogenen Teil Mitteldeutschlands öffnen spürbar den Geist. Imponierende Kulturdenkmäler und die Entdeckung ungewöhnlicher Tiere und Pflanzen lassen die Wanderreise zu einem einzigartigen Erlebnis werden.

Es geht über grüne Vulkanberge, durch lichte Wälder und an üppig bewachsenen Feldern und Wiesen vorbei. Basalt-, Muschelkalk- und Buntsandstein bilden die bis zu 299 Millionen Jahre alte Felsbasis – und zeigen sich mancherorts als sehenswerte kuriose Formationen. Die leichte bis mittelschwere Route von 60 Kilometern verläuft häufig auf Höhenpfaden. Alsbald stellt sich dieses besondere Gefühl von Erleichterung und Freiheit ein, das Weitsichten bei uns auf zauberhafte Weise auslösen. Gestartet wird in der Regel in dem Sole-Kurort Bad Salzungen. Bis nach Birx oder Frankenheim am Grünen Band sollten vier bis fünf Tage eingeplant werden – oder mehr, wenn ihr zusätzlich Themenrundwege auf der Tour einbauen möchtet. Beim Einkehren und Übernachten in traditionellen Betrieben beschaulicher Orte bleibt ihr in der ländlichen Atmosphäre, die euch auch tagsüber begleitet.

Beeindruckende Biodiversität

Die Wiesen zeigen auf den ersten Blick, wie ernst es den Bauern mit der Natur ist – ohne Gülle wachsen Klee, Wildblumen und Kräuter mannigfaltig wie vor 100 Jahren. Kühe, Ziegen sowie Rhönschafe grasen auf den Weiden. Die Kalkmagerwiesen leuchten vor allem im Frühjahr bunt – allein 40 bekannte Orchideenarten blühen dann. Bienen, unter anderem die blauschwarze Holzbiene, und Falter wie die Berghexe schwirren geschäftig umher. Vielerorts sind Schwarzstörche und seltene Vögel zu beobachten, etwa Himmelsziegen, Wachtelkönige oder Kolkraben. Schwer zählbare Tierarten, darunter gefährdete, leben nahezu ungestört in den Wäldern der Kern- sowie der Pflegezone des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön. Manche, beispielsweise Birkhühner, Wildkatzen und Dachse, sind dermaßen scheu, dass ihr ihnen kaum begegnen werdet – Mufflons, Rotwild, Wildschweinen, Eisvögeln, Feuersalamandern oder Nashornkäfern aber sehr wohl.

Und los! Seid ihr aufgeregt?

Ein Großteil der ersten Etappe führt vom Ausgangspunkt in Bad Salzungen durch bewaldetes Gebiet und über den Pleß. Der Aussichtsturm auf dem Basaltsteinhügel eröffnet den Wandernden wunderbare Ausblicke in eine liebliche Wald- und Wiesenlandschaft. Kurz bevor der Marsch bis in das idyllische Bernshausen geschafft ist, kommt ihr an einem Naturjuwel vorbei – den von Laubbäumen umringten Erdfallsee Bernshäuser Kutte mit einer überraschenden Tiefe von 45 Metern.

Töne und Düfte werden zu bleibenden Erinnerungen

Auf dem Weg nach Dermbach wird eine wahre Naturschönheit durchquert, die Wiesenthaler Schweiz, geprägt von Wildblumen wie dem blauen Berg-Enzian und Wacholderheiden. Zerreibt eine Beere des wilden Strauches, der angenehme Duft wird eine ganze Weile bei euch bleiben – ebenso das Pfeifen der Rotmilane, wenn sie in Scharen über frisch gepflügten Äckern und gemähten Wiesen ihre Bahnen ziehen. Das Wappentier des UNESCO-Biosphärenreservats Röhn erreicht oftmals eine Spannweite von 1,70 Metern und eine Körpergröße von 70 Zentimetern bei einem Gewicht von nur einem Kilogramm.

Durch den geheimnisvollen Ibengarten

Die früher so bedeutungsvollen Iben, wie die Eiben genannt wurden und denen allerlei Magisches nachgesagt wird, sind rar geworden. Das Naturschutzgebiet Ibengarten mit seinen knapp 350 Bäumen dieser Art, von denen gut 14 Prozent älter als 500 Jahre sind, gilt daher als botanische Sensation in Europa. Sie bilden einen dunklen Kontrast zu den hellen Buchen, die heute das Waldstück dominieren und Naturliebhaber gleichermaßen faszinieren. Der Rhönpaulus-Erlebnisweg, ein Teilstück des HOCHRHÖNERS, läuft durch diesen Bereich. An den einzelnen Stationen dreht sich alles um den Rhönpaulus, eine als Robin Hood der Rhön bekannte Sagengestalt.

Noahs Segel zeigt euch mehr als nur den HOCHRHÖNER®

Noahs Segel thront auf dem 800 Höhenmeter messenden Ellenbogen an der waldigen Route nach Birx. Die biblische Geschichte der Arche Noah hauchte diesem luftigen, kreativen Bauwerk sein architektonisches Leben ein. Das Konstrukt, das sinnbildlich für Diversität und ihr Schutzbedürfnis steht, rührt nicht nur mit der Aussagekraft seiner Symbolik an – auch der Panoramablick von der Plattform aus ist ergreifend. Da oben könnt ihr eure bisher bewältigte Wegstrecke erfassen und den letzten Abschnitt erspähen.

Wie sich Dinge zum Guten wenden können

Die Gegend um Frankenheim und Birx liegt im ehemaligen Sperr- und Grenzgebiet der DDR. Stacheldrahtzäune und Wachtürme werden erhalten, um als Mahnmal ein entsprechendes Geschichtsbewusstsein zu fördern. Ihren Schrecken haben sie jedoch längst verloren – die ausdrucksvolle landschaftliche Szenerie mit grasenden Weidetieren vermittelt ein friedvolles Gefühl. Im Grünen Band, wie der 1400 Kilometer lange einstige Grenzbezirk jetzt heißt, konnten sich Flora und Fauna völlig unberührt entwickeln. Das nationale Naturmonument wird mehrmals vom HOCHRHÖNER gekreuzt. Kundige einheimische Guides und Augenzeugen der Geschichte bieten interessante geführte Grenzwanderungen an.

Bei Birx lässt sich außerdem eine Rundwanderung zum Schwarzen Moor unternehmen – entdeckt in einem der noch wenigen Hochmoore Europas den fleischfressenden Sonnentau, das frischgrüne Torfmoos und die kurzgewachsenen Birken.

 

Naturmonument Grünes Band

Auf Spurensuche am Grünen Band könnt ihr euch über eine geschickt entwickelte App mit Filmen, Zeitzeugenberichten, historischen Dokumenten, Grafiken und Bildern begeben.

In wolkenlosen Nächten imponiert das lichtlose UNESCO-Biosphärenreservat Rhön mit freier Aussicht auf eine unendliche Menge an Sternen und Planeten – eine weitere unvergessliche Besonderheit für Trekkingfans des Fernwanderwegs DER HOCHRHÖNER.

 

Titelbild: Gläserberg, ©Wolfgang Fallier, Rhön GmbH

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