Hier liegt ihr richtig! Ob in der Natur, mitten in der Stadt, für Familien, im Grünen, historisch oder traditionell: Unter Thüringens TOP-Gastgebern findet jede:r genau die passende Adresse.
Orte der Demokratiegeschichte
Die Geschichte der Freiheit aus Thüringer Perspektive
Schloss Sondershausen: Zwei Grafen zwischen den Fronten
Auch wenn Sondershausen nicht im Zentrum der Geschehnisse des Bauernkrieges stand, war die Stadt eng mit zwei Personen verbunden, die während dieser Zeit eine interessante Rolle spielten: Der Schwarzburger Graf Heinrich XXXI. und sein Sohn Günther XL. Die beiden Adligen positionierten sich während der Aufstände vor 500 Jahren auf der Seite der Bauern. Aus heutiger Sicht ist das Paktieren mit Thomas Müntzer und seiner Gefolgschaft durchaus bemerkenswert. Immerhin macht es deutlich, dass „die Grenze zwischen Adel und Bauern nicht so trennscharf ist, wie die ältere Geschichtsschreibung uns oft glauben machen will“, so Dr. Carolin Schäfer, Museumsleiterin vom Schlossmuseum Sondershausen.
Ob Heinrich XXXI. und Günther XL. sich dem „christlichen Bund“ der Bauern anschlossen, weil sie mit deren Forderungen sympathisierten, kann geschichtswissenschaftlich nicht genau rekonstruiert werden. Dr. Schäfer vermutet eine „zweckdienliche“ Mischung aus Schutz vor weiteren Verwüstungen und der Absicht, Einfluss und Besitz zu erweitern. Die Geschichte der „Grafen im Zwiespalt“ ist Gegenstand einer Sonderausstellung im Schloss Sondershausen, die am 4. Mai 2025 eröffnet wird.
Schloss Schwarzburg: Freiheits- und Menschenrechte verankert in einer Verfassung
Das Schloss Schwarzburg im Schwarzatal ist ein Zeugnis der feudalen Vergangenheit Deutschlands. Geschichtliche Beachtung erlangte es jedoch weniger als Stammhaus der Grafen und Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt, sondern weil der erste Reichskanzler der Weimarer Republik Friedrich Ebert hier Urlaub machte. Der Urlaubsaufenthalt allein bot natürlich noch nicht genug Stoff für ein geschichtsträchtiges Ereignis. Es war der Umstand, dass Ebert hier die erste Weimarer Reichsverfassung unterzeichnete – und damit Freiheits- und Menschenrechte erstmalig in der deutschen Geschichte Verfassungsrang erhielten. Ein historischer Meilenstein, von dem es bemerkenswerterweise weder Foto- noch Videomaterial gibt.
Umso wichtiger ist die Arbeit der Akteuren vor Ort. Förderverein, Schlösserstiftung und Museumsverband haben es sich zur Aufgabe gemacht, das Andenken an das Ereignis zu erhalten und damit einen wichtigen Beitrag im heutigen Diskurs über Freiheit, Gleichheit und Frieden zu leisten.
Gedenkstätte Andreasstraße in Erfurt: Gefangen für die Freiheit
„Wir haben nicht an die deutsche Wiedervereinigung geglaubt und wollten, dass unsere Kinder in Freiheit, abseits der Doktrin des DDR-Staats aufwachsen können. Darum fassten wir den Entschluss, zu fliehen.“ Ilona Soßdorf ist einer von über 5.000 Menschen, die aus politischen Gründen in der Untersuchungshaftanstalt in der Erfurter Andreasstraße inhaftiert waren. Ihr Wunsch nach Freiheit und der damit verbundene Versuch der „Republikflucht“ führte zum vollkommenen Verlust ihrer Bürger- und Freiheitsrechte.
Das ehemalige Gefängnis ist heute eine Gedenkstätte für die Opfer der SED-Diktatur in Stasi-Untersuchungshaft und zugleich Mahnmal für eines der bedeutendsten Ereignisse im Rahmen der Friedlichen Revolution. Denn am 4. Dezember 1989 fand hier nur einen Steinwurf vom Erfurter Domplatz die 1. Besetzung einer „Stasi-Bastion“ durch couragierte DDR-Bürger statt. Heute macht eine multimediale Ausstellung die Geschichte der Gedenkstätte Andreasstraße und den damit verbundenen Kampf um Freiheit greifbar. Besonders viele Impressionen könnt ihr im restaurierten Zellentrakt sammeln. Hier wird mit überwältigender Eindringlichkeit klar, was es für Inhaftierte wie Ilona Soßdorf bedeutete, seiner Menschenrechte beraubt zu werden.
Haus der Weimarer Republik: Deutschlands erste Demokratie
Genau 100 Jahre hat es gedauert, bis ein bedeutender Teil der deutschen Geschichte eine zentrale Erinnerungsstätte am Ort seiner Entstehung erhalten hat. Die Rede ist vom Haus der Weimarer Republik. Dieses befindet sich gegenüber des Weimarer Nationaltheaters, in dem 1919 die Nationalversammlung tagte und die Weimarer Republik gegründet wurde. Auch wenn die Geschichte der ersten deutschen Demokratie eine kurze ist, gilt die Weimarer Republik als eine Epoche der Freiheit. Neben gesellschaftlichen Themen wie Frauenwahlrecht und der Verankerung von Grundrechten waren es vor allem die „Goldenen Zwanziger“ mit ihrer kulturellen Blüte, die den heutigen Blick auf die Weimarer Republik prägen.
Ob Bauhaus oder Dreigroschenoper, Menschenrechte oder Inflation – die multimediale Ausstellung mit Filmen, Bildern, Exponaten und interaktiven Elementen rund um die Weimarer Republik bietet euch einen einzigartigen Einblick. Bemerkenswert ist dabei, wie es das Konzept des Museums immer wieder schafft, Verbindungen zur Gegenwart herzustellen und damit deutlich zu machen, welche Bedeutung die Weimarer Republik für die Freiheit hat, die wir heute genießen dürfen.
Augustinerkloster Erfurt
Das Augustinerkloster in Erfurt ist ein ehemaliges Kloster der Augustiner-Eremiten. Geprägt von einem inneren Ruf zur Veränderung, trat der junge Martin Luther hier in eine streng geregelte Klostergemeinschaft ein. Bis heute ist es ein bedeutsamer Ort von geistigem Leben, Bildung und Demokratie. Zudem ist das Kloster eine Insel der Glückselig und Ruhe inmitten der quirligen Stadt Erfurt. Die Augustinerkirche mit ihren 800 alten Glasfenstern, der angrenzende Kreuzgang sowie die historischen Räume versetzen einen in vergangene Zeiten. In den Gärten können Besucher in den Sommermonaten die Sonnenstrahlen auf der Haut fühlen, die Bienen summen hören – hier wird die Zeit langsamer und der Geist kommt zur Ruhe. Erst beim Verlassen der Pforte und in den Gassen der Altstadt beginnt wieder das „normale“ Leben.
Neue Dauerausstellung
Wartburg: Der bürgerliche Kampf um Freiheit
Majestätisch, erhaben, faszinierend – es gibt unzählige Adjektive, die die Wartburg beschreiben. Und doch schafft es keines, die einmalige Atmosphäre dieses geschichtsträchtigen Ortes in Gänze einzufangen. Wollt ihr diese mit allen Sinnen aufsaugen, müsst ihr der Wartburg, die wie eine Schutzpatronin hoch über Eisenach thront, einen Besuch abstatten. Wenn ihr den Aufstieg zur Burg gemeistert habt, könnt ihr auf unzähligen Pfaden der Vergangenheit wandeln. Einer davon führt euch zum Wartburgfest im Jahr 1817.
Die Versammlung von etwa 500 Studenten wird von Historikern als ambivalent eingestuft. Auf der einen Seite waren die Forderungen nach einem geeinten deutschen Nationalstaat mit einer demokratischen Verfassung und bürgerlichen Freiheitsrechten. Auf der anderen radikale Deutschtümelei und offener Hass gegen Juden und Franzosen. Trotz kritischer Aspekte muss das Wartburgfest als wichtiger Schritt auf dem harten Weg hin zu einer deutschen Demokratie betrachtet werden. Den Geist der Freiheit, der die alten Gemäuer zu umhüllen scheint, könnt ihr auch heute noch spüren – zum Beispiel, wenn ihr auf dem Südturm steht und den Blick über die grenzenlos-grünen Weiten des Thüringer Waldes schweifen lasst.
Freiheit ist eines der höchsten Güter, die wir als Gesellschaft besitzen. Ein Blick in die Vergangenheit macht deutlich, dass der kontinuierliche Kampf um ihre Erhaltung ganz unterschiedliche Facetten hat. Auch in der jetzigen Zeit ist es die Aufgabe von uns allen, die Freiheit zu schützen und im Kontext aktueller Krisen und Kriege nicht als Selbstverständlichkeit anzusehen.
Text: Jessika Fichtel ist freiberufliche Texterin, Bloggerin und Buch-Autorin aus Eisenach. Mit Leidenschaft und Expertise erstellt sie authentische Inhalte.
Beitrag zu Augustinerkloster: Carolina von Stojentin, Thüringer Tourismus GmbH
Titelbild: Florian Trykowski ist selbstständiger Werbefotograf und lizensierter Drohnenpilot. Neben seiner Tätigkeit als Konzert- und Bandfotograf liegt sein Arbeitsschwerpunkt auf Tourismus.
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