Heute schon im Wald gebadet ? Dr. Doreen Sallmann erklärt, wie Waldbaden wirkt.

Januar 2023

Dr. Doreen Sallmann, Fachärztin für Innere Medizin, sowie Kursleiterin für Waldbaden und Achtsamkeitstrainerin

Von Dr. Doreen Sallmann, Fachärztin für Innere Medizin, sowie Kursleiterin für Waldbaden und Achtsamkeitstrainerin in Masserberg, wollten wir wissen, was es mit dem Waldbaden, das derzeit in aller Munde ist, auf sich hat.

Hier ihr Bericht:

Was es damit auf sich hat, möchte ich Ihnen gern erklären. Der aus Japan geprägte Begriff „Shinrin Yoku“ wird mit „ein Bad in der Atmosphäre des Waldes nehmen“ übersetzt.

Wasser ist dazu nicht erforderlich. Der aus Japan kommende Trend des Waldbadens bedeutet, einen achtsamen Waldspaziergang zu unternehmen.

Dabei begeben wir uns in die Absichtslosigkeit und schlendern langsam durch den Wald. Fernab der Wege können Sie dabei neue Erfahrungen erleben. Ein wenig Neugier gehört allerdings dazu.

Der Wald als Entspannungsraum

Einfach mal wieder staunen und alle Sinne ansprechen. Der Wald bietet dazu einen geeigneten Übungsraum. Die Methode des „Waldbadens“ ist geeignet, um in die Entspannung zu kommen und hat sich vielerorts bereits als anerkannte Methode zur Stressbewältigung bewährt. Es ist möglich, diese Programme als Präventionsangebote über die Krankenkasse nach §20 zu nutzen. Grundlage sind hierbei die positiven Wirkungen auf das Nervensystem. So kommt es zu einem Absinken der Aktivität des Stressnervensystems (Sympatikus) und zu einer Aktivierung des Ruhenervensystems (Parasympatikus). Bereits nach 30 Minuten im Wald kommt es zu einer spürbaren Entspannung.

Waldbaden für das Immunsystem & Co.

Aus Studien ist bekannt, dass es noch weitere positive Effekte auf unsere Gesundheit gibt. So wissen wir aus einer japanischen Studie von Prof. Qing Li, dass es einen positiven Effekt auf unser Immunsystem gibt. Eine Form der Leukozyten (weiße Blutkörperchen), genauer gesagt, die natürlichen Killerzellen, werden durch ein Waldbad angeregt. Es kommt zu einer Steigerung der Anzahl, aber auch zu einer vermehrten Aktivität. Diese Effekte sind nach einem Aufenthalt im Wald noch bis zu 7 Tage nachweisbar. Wenn man 2 Tage hintereinander im Wald badet, ist der Anstieg noch stärker und für 30 Tage nachweisbar.

Weitere positive Effekte sind auf die Knochen zu beobachten. Die Spaziergänge auf dem weich federnden Waldboden sind wohltuend für die Gelenke und die Wirbelsäule. Zudem kommt es durch die vorhandenen bioaktiven Substanzen, die sogenannten Terpene, zu einer Hemmung der knochenabbauenden Zellen. Damit ist Waldbaden besonders für Menschen mit Osteoporose gut geeignet

Auch Schmerzen werden gelindert. Dazu sind mehrere wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt worden. Zum einen wirkt sich das Grün des Waldes positiv auf Schmerzen aus. Zum anderen wirken auch hier wieder die Terpene besonders günstig.

Die Terpene haben noch weitere positive Effekte auf unseren Körper. So können Sie auch dazu beitragen, dass sich die insulinbildenden Zellen der Bauchspeicheldrüse regenerieren können. Damit sind Waldbäder auch für Menschen mit Diabetes gut geeignet. Dabei sollten jedoch Vorkehrungen getroffen werden, um einem Absinken des Blutzuckerspiegels entgegenwirken zu können.

Auch bei Depression ist ein Waldbad zu empfehlen. So kommt es zu einer Verbesserung der Stimmung und des Schlafes.

Diese und noch viele weitere positive Effekte können genutzt werden.

Was braucht man für ein Waldbad?

Die wichtigste Zutat ist Zeit. So sollten mindestens 30 Minuten, besser 2 Stunden, eingeplant werden. Für den Anfang ist es sinnvoll einen Kursleiter für Waldbaden mitzunehmen, oder sich einer entsprechenden Gruppe anzuschließen. Wenn man mehrmals die Erfahrung erleben konnte, so kann man auch in Eigenregie im Wald baden gehen.

Kursleiter sind mittlerweile in fast allen Regionen vertreten und sind auf der Homepage: www.Netzwerk-Waldbaden.de zu finden. In Regionen mit Rehakliniken z.B. Masserberg, Bad Liebenstein, Bad Berka und Bad Tabarz gibt es Waldbaden als Therapieangebot für die Rehakliniken

Neugierig? Dann probieren Sie es doch einfach mal aus. Gehen Sie ohne Zeitdruck in Ihren Lieblingswald. Suchen Sie sich eine Stelle, an der Sie ungestört sind und lehnen Sie sich einmal an einem Baum an. Sie können sich mit dem Rücken anlehnen, oder auch den Baum umarmen. Betrachten Sie jedoch zuvor den Baum, gern können Sie ihn dazu auch umrunden. Nehmen Sie sich eine „Solozeit“ eine Auszeit vom Alltag, eine Zeit für sich selbst. Sie können die Augen dabei schließen, wenn es für Sie angenehm ist, oder sie lassen die Augen offen. Sie können die Geräusche des Waldes wahrnehmen, oder die verschiedenen Gerüche. Sie können auch wahrnehmen, wie es Ihnen gerade geht. Einfach wahrnehmen, ohne zu bewerten, ohne etwas verändern zu wollen. Einfach wahrnehmen, wie es in diesem Moment gerade ist.

Und vielleicht sehen wir uns irgendwann einmal im Wald, achtsam und absichtslos.

Dr. Doreen Sallmann

Website https://www.waldbaden-masserberg.com