Erlebnis Thüringer Kräutergarten

Ob Pestwurz oder Augentrost, Ehrenpreis oder Arnika – man muss nicht weit laufen, um im Thüringer
Wald und Thüringer Schiefergebirge seltene Kräuter und Heilpflanzen zu entdecken. Diese besonderen „Bodenschätze“ haben die Region geprägt und zum Thüringer Kräutergarten gemacht. Im rund 300 Quadratkilometer großen „Olitätenland“ hat das Sammeln, Verarbeiten und Handeln mit Kräutern eine lange Tradition. Die Faszination dieser Pflanzen und die spannende Geschichte rund um die Herstellung von Naturheilmitteln können Besucher an vielen Orten hautnah erleben: Bei Kräuterwanderungen und -seminaren, im Olitätenwagen der Thüringer Bergbahn, in
ungewöhnlichen Museen und nicht zuletzt bei einer persönlichen Begegnung mit Buckelapothekern und Kräuterfrauen.

Schätze aus den wilden Wiesen

In sogenannten Waldlaboratorien wurden die Kräuter zu hochwirksamen Heilmitteln verarbeitet. | © valya82 – stock.adobe.com

Nicht nur den wildwachsenden Kräutern der Waldwiesen, der Flussauen und der feuchten Täler entlang der Gebirgsbäche ist es zu verdanken, dass sich vor fast 400 Jahren insbesondere im Schwarzatal ein in Deutschland einzigartiges Gewerbe entwickelt hat. Auch andere Reichtümer des Waldes, etwa Beeren, Rinden, Wurzeln und Harze, dienten als Grundlage zur Herstellung von „Olitäten“. Der Begriff, der vom lateinischen „Oleum“ abgeleitet ist, verweist auf die in den Heilmitteln enthaltenen ätherischen Öle. Schon vor Jahrhunderten hatten die hier lebenden Menschen die besondere Wirkung der Wildpflanzen erkannt. Kräuterfrauen sammelten sie und stellten daraus Tinkturen und Medikamente her. 

Bereits Anfang des 17. Jahrhunderts entstanden die ersten kleinen Waldlaboratorien und Familienbetriebe; im 18. und 19. Jahrhundert entwickelten sich die Herstellung und Vertrieb der „Thüringer Heil- und Hausmittel“ zum florierendsten Gewerbe der Region. Mit den Buckelapothekern, meist die Ehemänner der Kräuterfrauen, entstand ein einzigartiger Berufszweig, quasi ein Vorgänger der heutigen Pharmavertreter. Ganze Dynastien von Buckelapothekern vertrieben die Olitäten: in Tonkrügen, Glasflaschen und Spanschachteln verpackt, trugen sie die Essenzen und Tinkturen in großen hölzernen Kraxen auf dem Rücken in alle Welt.

Aus dem Thüringer Wald in die ganze Welt | © Christopher Schmid

 

Den Thüringer Kräutergarten erfahren

Geschnitzte Holzfiguren an der Strecke der Thüringer Bergbahn erzählen die Geschichte(n) der Region, hier von der fachkundigen Kräuterfrau. Oft waren ganze Familien mit dem Olitätenhandwerk beschäftigt. | © Thomas Abe

Auch wenn die Zunft der wandernden Buckelapotheker vor wenigen Jahrzehnten ausgestorben ist, wird die Tradition im Schwarzatal heute immer noch gepflegt und weitergegeben. Etwa im Fröbelhaus mit Olitätenstube in Oberweißbach oder in der Kräuterschule Großbreitenbach sowie in anderen kleinen Museen. Auch an der Strecke der Thüringer Bergbahn kann man einem Buckelapotheker oder weiteren passend zur Region gestalteten Holzfiguren begegnen.

Wer mit dem Cabrio-Wagen gemütlich die steile Strecke bis zur Bergstation in Lichtenhain zurückgelegt hat, kann dort in den „Olitätenwagen“ umsteigen. Dieser halboffene Panoramawaggon verkehrt vom Frühjahr bis zum Herbst bei schönem Wetter auf dem Weg nach Oberweißbach und macht den Thüringer Kräutergarten auf besondere Art „erfahrbar“. Spielerisch kann man im Inneren des Wagens die verschiedenen Kräuter der Region erkennen- und riechen lernen.

Rund um Oberweißbach können Wanderer auf rund 10 Kilometern den Spuren der Buckelapotheker folgen. Auf einem 2,5 Kilometer langen Teilstück dieses Wanderweges – dem Oberweißbacher Kräuterlehrpfad – wachsen über 80 verschiedene wilde Heilpflanzen. Nähere Informationen zu den Pflanzen geben nicht nur Schilder am Wegesrand; Interessierte können sie durch Scannen der jeweiligen QR-Codes auch bequem auf ihr Smartphone laden. 

Von der Kraft der Kräuter

Sammeln & trocknen, zubereiten & konservieren, heilkräftig einsetzen & Beschwerden lindern – In den Seminaren, Workshops und auf Wanderungen erfahren Sie mehr über die Wald- und Wiesenschätze des Thüringer Waldes. | © branimir – stock.adobe.com

Wer noch mehr über die Pflanzen und ihre Wirkung erfahren möchte, kann bei speziellen Führungen und Seminaren an zahlreichen Orten im Thüringer Wald sein Wissen vertiefen, so etwa bei den Fröbelstädter Kräuterseminaren im Fröbelhaus Oberweißbach, den geführten Wanderungen der Kräutersine im Naturpark Schiefergebirge/ Obere Saale oder in der Kräuterschule Großbreitenbach. Dabei geht es nicht nur um fachgerechtes Sammeln, Trocknen, Aufbereiten, Lagern und Verarbeiten von Kräutern, Früchten und Wurzeln. In Kochkursen werden Wildkräuter zusammen mit Gartenkräutern und Obst- und Gemüsevarianten kreativ zubereitet und können anschließend gemeinsam genossen werden. 

Bei den Fröbelstädter Kräuterseminaren lernen Sie z.B. köstliche Wildkräuterrezepte kennen und erfahren wie die Kräuter nicht nur gut schmecken, sondern sich auch positiv auf die Gesundheit auswirken. | © Fröbelstadt Marketing GmbH - Barbara Neumann

Besondere Kräutererlebnisse bietet auch die Gartentherapeutin Claudia Wallnisch an. Sie hat nicht nur an der Klosterruine in Paulinzella einen öffentlichen Kräutergarten mit 27 liebevoll bepflanzten Hochbeeten angelegt. In ihrer Kräuterwerkstatt gibt sie auch Kurse zu verschiedenen Kräuterthemen und zeigt etwa, wie man Lippenbalsam oder Badepralinen herstellt. Auf diversen Kräuterwanderungen können die Teilnehmenden dazu Interessantes über Wildkräuter und ihre Verwendung erfahren. Die auf der Wanderung gesammelten Kräuter werden im Anschluss gemeinsam zu würzigen Tees, leckeren Likören, Ölen, zu Pesto oder gesunden Salaten verarbeitet.

Die Klosterruine Paulinzella ist nicht nur eines der bedeutenden romanischen Bauwerke Deutschlands. Die Klosteranlage beherbergt auch einen liebevoll angelegten Kräuter-Klostergarten. | © Regionalverbund Thüringer Wald e.V. - Paul Hentschel

 

Feste für Kräuterfans

Der Bräétmicher Kram- und Kräutermarkt ist Mitteldeutschlands größter Spezialmarkt für Kräuter und ein echtes Erlebnis. | © Regionalverbund Thüringer Wald e.V. - Paul Hentschel

Zudem lassen zahlreiche urige Feste in der Region die Herzen von Kräuterliebhabern höherschlagen. Den Auftakt für die Kräutersaison macht im Mai das Kräuterfest in Oberweißbach. In Großbreitenbach lässt im August der Bräétmicher Kram- und Kräutermarkt, der größte Spezialmarkt für Kräuter- und Naturprodukte in Mitteldeutschland, wieder die einzigarte Tradition aufleben.

An mehr als 100 Marktständen bieten Händler Schmackhaftes, Schönes und Gesundes an, darunter Tees und Kräuterlikör, Naturheilmittel und -kosmetik aber auch die passenden Bücher und regionale Handwerkserzeugnisse. Und natürlich kann man sie hier auch wieder treffen:
die Kräuterfrauen und Buckelapotheker.

Vom Buckelapotheker bis zum Kräuterpfad – Erlebniskarte

Der Thüringer Kräutergarten verbindet gleich drei Nationale Naturlandschaften miteinander: das UNESCO-Biosphärenreservat Thüringer Wald, den Naturpark Thüringer Wald und den Naturpark Thüringer Schiefergebirge/ Obere Saale. Wer in die Welt der Kräuter eintauchen und sein Wissen um ihre Wirkung auf Gesundheit und Wohlbefinden vertiefen möchte, der findet unter den hochwertigen Angeboten ganz sicher das richtige:
 

Sehenswürdigkeit Kräuterkulinarik Kräutergarten Hersteller / Destille Ausstellung / Kräutermuseum

Kräuter-Erlebnisse, -Wissen & Gesundheitstipps

#WaldDerRekorde

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