Naturregion Biosphäre im Thüringer Wald

Der schönste Ort am Rennsteig

Masserberg

Masserberg ist eine kleine Gemeinde im Thüringer Wald, die aus mehreren Gründen bemerkenswert ist: der berühmte Rennsteig führt mitten durch den Ort. Dazu kommt die schöne Architektur und die nachweislich gute Luft - deshalb wird Masserberg gerne als „Perle des Rennsteigs“ bezeichnet. 2.200 Menschen leben in dem Heilklimatischen Kurort und viele davon pflegen die alten Handwerkstraditionen des Thüringer Waldes, wie das Glasblasen. Zudem ist Masserberg das Tor zum ältesten Waldbiosphärenreservat Deutschlands – dem UNESCO-Biosphärenreservat Thüringer Wald.

Schmucker Schiefer-Ort 

Das Erste, was in Masserberg auffällt, ist die Schönheit des abgelegenen Ortes: Dutzende alte Schieferhäuser stehen in dem kleinen Bergdorf. 

 

 

Viele wirken ein wenig schief, als ob sie sich vor den Besuchern verneigen wollten. Auch die evangelische Kirche, die auf einer kleinen Anhöhe steht, ist komplett mit mausgrauen Platten verkleidet. Weiße Fenster und Türen bilden einen schönen Kontrast zum Grau. Genauso wie die grünen Fichten, die gleich hinter dem Gotteshaus wachsen.

Das Zweite, was in Masserberg auffällt, ist die gute Luft. Urlauber, die aus der Stadt in den Thüringer Wald kommen, merken schnell, wie gut sie in der Region atmen können. Industrie gibt es hier kaum. LKWs fahren nur wenige so tief in den Thüringer Wald und Flugzeuge nach Erfurt-Weimar nehmen andere Routen. Masserbergs Schatz ist das gesunde Mittelgebirgsreizklima, der großflächige Wald und natürlich der Rennsteig. 

 

Heimklimatische Wanderungen

Neben der guten Luft gibt es noch eine zweite klimatische Besonderheit im Kurort: der Nebel von Masserberg. Er legt sich als feiner, pflegender Film auf Haut und Haare. Im Ort werden regelmäßig heimklimatische Wanderungen angeboten: eine Kombination aus Gehen, Atmen und Geschichtsunterricht.
 

 

Christian Sachs, der die rund einstündige Wanderung anbietet, ist im Hauptberuf Glasbläser. Ein Beruf mit jahrhundertealter Tradition im Thüringer Wald. Dass Glasblasen in der abgelegenen Region als Heimindustrie so bedeutsam war, hat einen simplen Grund: Die Menschen konnten das Handwerk in ihren kleinen Wohnstuben ausüben. Im Städtchen Lauscha, das 30 Kilometer entfernt von Masserberg liegt, sollen sogar die ersten Christbaumkugeln hergestellt worden sein. Und über den Rennsteig haben die Bewohner ihre Glaskunst dann in die größeren Ortschaften gebracht. So soll der Christbaumschmuck aus den kleinen Bergdörfern des Thüringer Waldes die ganze Welt erobert haben. 

 

Großes Traditionsbewusstsein

Die Traditionen und Schönheiten des Rennsteigs zu bewahren, sehen viele Einwohner Masserbergs als ihre Aufgabe an. Allen voran Horst Golchert. Niemand kennt den Fernweg besser. Niemand hat mehr über den Rennsteig geschrieben oder mehr Touren absolviert. Der frühere Leistungssportler ist mittlerweile in einem Alter, über das er nicht mehr gerne spricht. Was seiner Fitness und seiner Begeisterung aber keinerlei Abbruch tut. Horst Golchert kann bergauf laufen, dabei unterhaltsam erzählen und gerät keine Sekunde außer Atem. Der Wanderführer und Buchautor hat schon viele Prominente über den Rennsteig geführt, wie den ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff und seine damalige Frau Bettina.

Früherer Grenzweg im Thüringer Wald

Wer mit Horst Golchert spricht oder in eines seiner vielen Bücher schaut, erfährt, dass der Rennsteig nicht nur ein uralter Handelsweg ist, sondern über Jahrhunderte auch ein Grenzweg war. Dutzende Herrscher teilten sich das Gebiet des Thüringer Waldes und markierten das Territorium ihrer Kleinstaaten mit den Steinen. Die stark verwitterten Grenzsteine stehen noch heute unmittelbar am Wegesrand. Rund um Masserberg finden sich besonders alte Exemplare. Einer der ältesten Grenzsteine stammt aus dem Jahr 1598. Gelegentlich werden sie von Schatzsuchern ausgegraben, die sie auf dem Schwarzmarkt versilbern wollten. Doch die Masserberger streiten für ihre Grenzsteine und konnten bisher noch jedes Mal das Diebesgut wiederbesorgen.

Naturführungen mit Bastian Hinz

Altersbedingt begleitet Horst Golchert heute nur noch selten Gruppen. Aber er hat einen engagierten Nachfolger in Masserberg gefunden: Naturführer Bastian Hinz. Auch er kennt jeden Grenzstein, sämtliche Aussichtspunkte und die allermeisten Geschichten, die es über den Rennsteig gibt. Denn er ist in Masserberg aufgewachsen und liebt seine Heimat. Mit ihm durch den Wald zu streifen ist ein großes Vergnügen: Bastian Hinz entdeckt mit sicherem Blick die letzten Heidenelken des Herbstes und die ersten Hexenpilze. 

Einkehren und Übernachten im Kurort 

Nur schnell durch Masserberg zu wandern, wäre ein Fehler. Denn das Bergdorf bietet geschichtsträchtige Hotels, die mit viel Geschmack modernisiert wurden, und kleine Cafés, die mit Kuchen und Kaminfeuer begeistern. 

Die schönen, alten Kurgebäude des Ortes stehen heute wieder Urlaubern offen: So bietet das „Café Daheim“ selbstgebackenen Kuchen in stilvoller Atmosphäre und gleich nebenan liegt das frühere Kurhaus, das heute als Hotel dient. Fürstinnen und Filmschauspielerinnen, Nobelpreisträger und Politiker sind früher in dem Kurhaus von Masserberg ein- und ausgegangen.

Historisches Hotel am Waldrand

1906 erbaut, wurde das Kurhaus aufgrund seiner guten Küche und dem geschmackvollen Ambiente schnell überregional bekannt. Beides finden Übernachtungsgäste heute wieder in dem Hotel. Und dazu etwas, was viele Städter im ersten Moment verunsichert: eine große, alles umfassende Stille. Wer nachts bei offenem Fenster schläft, hört in der Regel: nichts. Für einige Besucher ist das so irritierend, dass sie Probleme haben, einzuschlafen. Aber spätestens in der zweiten oder dritten Nacht, nachdem sie tagsüber auf dem Rennsteig gewandert sind, oder an einer Heilklimatischen Führung teilgenommen haben, schlafen alle tief und fest im schönen Masserberg. 

 


 

Die Autorin

Reisejournalistin und Bloggerin Antje Zimmermann hat Masserberg besucht und schwärmt auf ihrem Blog weltenkundler.com von dem Ort.

 

#WaldDerRekorde

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